Der Kaffeetassentest ist ein „Trick“, der bei Vorstellungsgesprächen und in großen Unternehmen häufig verwendet wird.


Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich in einem Vorstellungsgespräch. Ihr Herz schlägt etwas schneller, Ihre Hände schwitzen leicht, aber Sie halten durch.

Anschließend bietet Ihnen der Interviewer – möglicherweise sogar der CEO eines multinationalen Unternehmens – einen Kaffee an. „Möchten Sie eine Tasse?“, fragt er mit einem freundlichen Lächeln.

Sie nehmen an, trinken ein paar Schlucke, während Sie die Fragen beantworten, und lassen die leere Tasse am Ende auf dem Tisch stehen, dankbar für die Chance.

Tage später klingelt das Telefon: Sie haben es nicht geschafft. Und der Grund? Ob Sie es glauben oder nicht, es könnte die vergessene Tasse Kaffee gewesen sein.

Es klingt wie aus einem Film, oder? Doch dieser Trick, bekannt als „Kaffeetassentest“, ist real und wird von Führungskräften großer Unternehmen eingesetzt, um zu entscheiden, wer ins Team eintritt oder es verlässt.

So etwas findet man nicht in Karriereratgebern oder HR-Kursen.

Werbung

Es ist eher ein Geheimnis, das die CEOs für sich behalten und nur in entspannten Gesprächen oder lockeren Interviews preisgeben.

Warum also ist eine einfache Tasse Kaffee zum Albtraum der Bewerber und zum Liebling der Chefs geworden?

Lassen Sie uns in diese kuriose Geschichte eintauchen, ihre Ursprünge entdecken, verstehen, was sie enthüllt, und sogar ein paar Tipps bekommen, um nicht in diese Falle zu tappen.

Woher kam diese Idee? Die Geschichte eines klugen Australiers

Berühmt wurde er durch Trent Innes, einen australischen Manager, der das Buchhaltungssoftwareunternehmen Xero leitete und heute Chef von Compono ist.

Im Jahr 2019 gab er dem Podcast ein Interview Das Unternehmen und verriet das Geheimnis unverblümt.

Er sagte, dass er, wenn er einen Kandidaten aufnahm, ihm gern einen Rundgang durch die Firma mitnahm und dabei mit der Küche begann.

Dort bot er Kaffee, Tee oder Wasser an – alles, was dem Interviewten etwas in die Hand gab. Der eigentliche Test kam am Ende: Was machte die Person mit der leeren Tasse? „Wenn sie die Tasse zurück in die Küche stellt, gewinnt sie bei mir Punkte“, sagte Trent.

Für ihn war diese Geste Ausdruck von Haltung – etwas, das sich weder mit einer Excel-Formel noch mit einem Online-Kurs vermitteln lässt. „Man kann Fähigkeiten trainieren und Erfahrungen sammeln, aber die Einstellung ist entscheidend. Und ich möchte Leute, die ihre Tassen selbst spülen“, fügte er hinzu. Wenn der Kandidat die Tasse auf dem Tisch stehen ließ oder so tat, als ginge ihn das nichts an, war das bereits ein Warnsignal.

Trents Idee kam nicht aus dem Nichts, aber er war derjenige, der den Kaffeetassentest bekannt machte.

Nachdem das Gespräch viral ging, begannen sich viele Leute zu fragen: Machen das auch andere CEOs? Und was noch wichtiger ist: Was hat eine Tasse, was ein Lebenslauf nicht hat? Lass es uns herausfinden.

Warum lieben CEOs diesen Test?

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was der Leiter eines multinationalen Unternehmens außer einem schicken Diplom oder jahrelanger Erfahrung sucht? In diese Lücke greift der Kaffeetassentest. Dabei handelt es sich nicht nur um die Laune eines exzentrischen Chefs, sondern um einen wohlüberlegten Zweck.

Aus Gesprächen mit Führungskräften und Experten wissen wir, dass das Geheimnis in drei Dingen liegt: Verantwortungsbewusstsein, ein gutes Auge fürs Detail und die Einbindung in die Unternehmenskultur.

Zunächst stellt sich die Frage der Haftung. Wenn jemand eine Tasse herumliegen lässt, kann das den Eindruck erwecken, dass ihm die Folgen egal sind – oder dass er glaubt, jemand anderes würde sich darum kümmern.

Wer die Tasse in die Hand nimmt und zum Spülbecken bringt (oder zumindest fragt, wo er sie abstellen kann), zeigt, dass er sich nicht von den Grundlagen abwendet. „Ich möchte Leute, die einen Schritt voraus denken“, sagte Trent in seinem Interview. Und in einer Unternehmenswelt, in der jedes Detail zählt, ist diese Proaktivität Gold wert.

Dann kommt die Liebe zum Detail. Kennen Sie das Sprichwort „Der Teufel steckt im Detail“? So ist es. Eine vergessene Tasse könnte ein Zeichen dafür sein, dass der Kandidat so sehr darauf konzentriert ist, im Vorstellungsgespräch zu glänzen, dass er oder sie seine Umgebung ignoriert. Und wenn er den Pokal nicht sieht, was könnte sonst bei einem wichtigen Projekt unbemerkt bleiben? CEOs wissen, dass erfolgreiche Teams aus Menschen bestehen, die auf die kleinen Dinge achten.

Schließlich ist da noch die Einpassung in die Unternehmenskultur. Jedes Unternehmen hat seine eigene Arbeitsweise. Bei Xero beispielsweise waren die Küchen eine Quelle des Stolzes: immer sauber, weil sich jeder darum kümmerte. Mit dem Tassentest konnte überprüft werden, ob der Kandidat von dieser Idee der Zusammenarbeit überzeugt war. Schließlich möchte in multinationalen Unternehmen mit weltweit verteilten Teams niemand jemanden, der nur an sich selbst denkt.

Was sagt die Psychologie zum Kaffeetassentest?

Gehen wir nun einen Schritt weiter und betrachten den Kaffeetassentest aus psychologischer Sicht.

Hinter diesem einfachen Trick steckt eine Menge Theorie, die erklärt, warum er funktioniert – oder zumindest, warum CEOs glauben, dass er funktioniert.

Eine davon betrifft soziale Normen. An vielen Orten ist es ein Zeichen guter Manieren, etwas dorthin zurückzulegen, wo es hingehört, oder hinter sich aufzuräumen.

Der Test prüft, ob Sie dieses in Ihrer Tasche tragen. Wenn ja, großartig – es zeigt, dass Sie an die Gemeinschaft denken. Andernfalls könnte der Interviewer Sie als schlampig oder empathielos empfinden.

Apropos Empathie: Dies ist eine weitere Stärke.

Bei der Rückholung des Pokals geht es nicht nur um Organisation; es geht darum, zu überlegen, wer als nächstes kommt. Denken Sie über die Auswirkungen Ihrer Handlungen nach? Studien, wie beispielsweise eine der Harvard University zu Teams, zeigen, dass Empathie der Schlüssel zu erfolgreichen Gruppen ist. Der Tassentest berührt diesen Akkord, auch wenn er es nicht will.

Und es gibt noch mehr: den Priming-Effekt. Wenn der Interviewer Sie gleich zu Beginn mit in die Küche nimmt, gibt er Ihnen einen subtilen Hinweis darauf, wie es dort zugeht. Wenn Sie dieses Zeichen nicht beachten und die Tasse nicht stehen lassen, kann es so aussehen, als hätten Sie das Wesentliche nicht verstanden – etwas, was Führungskräfte täglich von Ihnen erwarten.

Aber nicht jeder ist von dieser Idee überzeugt. Einige Experten sagen, der Test sei zu subjektiv. „Was ist, wenn die Person nervös ist und es vergisst?“, das habe ich schon einmal gehört. Andere weisen darauf hin, dass nicht jeder diese sozialen Signale auf die gleiche Weise interpretiert – denken Sie beispielsweise an jemanden mit Autismus oder ADHS. Ist es fair, wegen so einer Kleinigkeit zu urteilen?

Echte und kontroverse Geschichten

Beim Kaffeetassentest scheiden sich die Geister. In Reddit-Foren sind Kandidaten empört, als sie erfahren, dass sie deswegen ihre Stelle verloren haben. „Ich saß sieben Stunden in einem Vorstellungsgespräch, war völlig erschöpft und wurde wegen einer Tasse durchfallen gelassen? Ernsthaft?“, beschwerte sich ein Nutzer. Auf der anderen Seite gibt es Manager, die schwören, dass es funktioniert. Ein Technologiemanager in den USA sagte, ohne seinen Namen zu nennen, dass er weniger erfahrene Leute eingestellt habe, nur weil sie die Tasse mit einem Lächeln zurückgaben. „Sie haben immer tolle Kollegen gesehen“, versicherte er in einem Artikel in Business Insider.

Die Debatte wird hitziger, wenn es um Manipulation geht. Für manche ist der Test ein psychologisches Spiel, das den Kandidaten überrascht. Für andere ist es eine echte Möglichkeit, über den Lebenslauf hinauszublicken. Wer hat Recht? Vielleicht haben beide Seiten recht.

Wie man den Kaffeetassentest besteht – und was er über die Zukunft aussagt

Wenn Sie einen Job bei einem multinationalen Unternehmen im Auge haben, hier ein Tipp: Achten Sie auf den Kaffee.

Nehmen Sie das Getränk an, genießen Sie das Gespräch und fragen Sie am Ende, wo Sie die Tasse abstellen oder zurückbringen können, wenn Sie den Weg kennen.

Es geht nicht darum, sich als jemand auszugeben, der man nicht ist – es geht darum zu zeigen, dass einem die Grundlagen wichtig sind.

Mit Blick auf die Zukunft ist der Kaffeetassentest ein Zeichen für etwas Größeres.

Erstens verändern sich Vorstellungsgespräche: Der Fokus liegt weniger auf den technischen Fähigkeiten, sondern mehr darauf, wer Sie als Person sind.

Da künstliche Intelligenz alles von Ihrem Tonfall bis zu Ihrem Gesichtsausdruck analysiert, scheinen diese menschlichen Tricks der Vergangenheit anzugehören. Aber im Moment haben sie noch ihren Charme.

Zögern Sie also nicht, wenn Ihnen der CEO bei Ihrem nächsten Vorstellungsgespräch einen Kaffee anbietet. Es könnte nur ein Drink sein – oder der Schlüssel zu Ihrem nächsten großen Durchbruch.